Jeder Patch in EVE Online bringt kleine und große Veränderungen mit sich. Häufig um natürlich das Spielerlebnis selbst zu verbessern. Im Patch 119.3 gab es nun aber eine kleiner Veränderung, die EVE Online jetzt sogar konform zur Genfer Konvention macht…

Manchmal kann man nur den Kopfschütteln, wenn man sieht wie Interessenverbände versuchen ihre manchmal ganz eigenen Vorstellungen von Gerechtigkeit durchzusetzen. Vor einigen Wochen erhielt der Computerspielhersteller “Introversion” einen Brief vom britischen roten Kreuz, in dem Sie aufgefordert wurden die roten Kreuze aus ihrem Spiel “Prison Architect” zu entfernen.
Introversion ist ein kleineres Studio, dass sich besonders durch Indie-Game-Perlen einen Namen gemacht hat. Wer Uplink, Darwinia oder DEFCON gespielt hat weiß, dass die Entwickler großen Wert darauf legen ihren Spielen immer auch einen pädagogischen/lehrreichen Charakter mit auf den Weg zu geben.
Nun forderte die British Red Cross Association (in Vertretung des Internationalen Roten Kreuzes/Halbmond) die Entwickler also auf, das rote Kreuz Symbol aus dem Spiel zu entfernen. “Der Grund für diese Forderung ist, dass das rote Kreuz als Symbol ein international anerkanntes Symbol für Schutz und Hilfe in bewaffneten Konflikten ist.”
So lautet die offizielle Begründung des Schreibens, das die Entwickler auffordert die roten Kreuze aus dem Computerspiel zu entfernen.

Man mag jetzt einwenden, dass “bewaffnete Konflikte” und virtuelle Welten in Computerspielen doch zwei paar Schuhe sind. Aber das lässt das Rote Kreuz nicht gelten: ” Wenn das Rote Kreuz oder ähnliche Symbole für zweckfremde Situationen gebraucht wird, egal wie wohltätig oder edel sie sein mögen, wird die eigentliche Bedeutung des Symbols verkannt. Das Rote Kreuz und ähnliche Symbole sind KEIN generelles Zeichen für Rettungwagen, Gesundheitswesen, Erste Hilfe, Krankenpflege, ärztliche Hilfe oder ähnliche Bereiche. Weiterhin sollte dieses Symbol nicht dazu benutzt werden um in Werbekampagnen oder an Dritte verkaufte Produkte zu erscheinen.”
De Facto ist der Missbrauch des Roten Kreuzes/Halbmondes/Löwen/Diamand in und außerhalb von Kampfhandlungen, bspw. zur Tarnung, ein Kriegsverbrechen!
Nun kann das Rote Kreuz nicht einfach daherkommen und Spielehersteller verklagen, die das Symbol benutzen. Die Genfer Konvention ist eben nur ein Leitfaden, an dem man sich halten sollte. Das IRC ist damit beschäftigt darauf hinzuweisen, dass diese Regeln eingehalten werden.

Nun hat es auch EVE Online erwischt!
Des Pudelkern liegt wie immer im Detail. Genau wie Introversion stehen die EVE Server in London/England. Auch das CCP Office samt CEO sind dorthin “ausgewandert” und unterliegen damit ab sofort englischen Recht. Und das schreibt seit 1978 vor, dass die Regeln der Genfer Konvention auch auf nationaler Ebene gelten. Damit bricht EVE Online faktisch gesehen das englische Recht, wenn das Modul “Damage Control” ein rotes Kreuz trägt. BADUMM TSSSSS
Damit EVE Spieler in Zukunft keine Kriegsverbrecher mehr sind, erfährt das Symbol des Damage Control Modul ein Rework und ist ab sofort mit einem grünen Kreuz versehen.
Wieder was dazu gelernt…
Fly safe
Jezaja
Naaa jaaa… Kriegsverbrechen ist so ein aufmerksamkeitserregendes Wort. Um wegen der Verwendung des Schutzsymbol des IRC als Kriegsverbrecher angeklagt zu werden muss man das Symbol zur Ausübung eines aggressiven Akts missbrauchen. Ansonsten steht die nichtsachgemäße Verwendung nur unter “normaler” Strafe, wie eine Markenrechtsverletzung. Wobei das IRC soweit ich das lese nie Strafzahlungen sondern nur die Entfernung der Symbole gefordert hat.
Finde ich auch gut so.
Das Rote Kreuz und die anderen, an den jeweiligen Kulturkreis angepassten Symbole, haben einen Wert. Eine Bedeutung. So wie Blaulicht und Martinshorn mal eine Bedeutung hatten und keine Benachrichtung/Aufforderung war, das Smartphone raus zu holen und unter Behinderung der Einsatzkräfte YouTube Videos von einem Ereignis aufzunehmen. Auch die Bedeutung des Sirenensignals kennt heute kaum noch jemand.
Wenn das IRC es durchgehen lässt, dass ein Rotes Kreuz in Videospielen als Symbol für “HP Restore” oder “Boost” oder was auch immer verwendet wird, dann verknüpfen die Menschen über die Jahre das Symbol mit dieser neuen Bedeutung. Und dann drucken es Hersteller von rechtsdrehenden Jogurtkulturen und Energydrinks auch auf ihre Produkte – weil ist ja auch “HP Restore” oder “Boost” und der Volksmund verbindet es nunmal damit.
Wie wenig “Wert” für uns das Symbol des Roten Kreuz hat, wie abgestumpft wir da schon sind, sieht man im Grunde auch an unserer Reaktion (auf Twitter) – wir halten das IRC für “kleinlich”, “spießig”, “es gibt doch wichtigeres”.
Ich denke wenn es in den letzten 10 Jahren einen echten Krieg auf deutschem Boden gegeben hätte, wären wir anderer Meinung. Wir würden das voll und ganz unterstützen. Wenn ich Berichte lese, dass Sanitäter an Unfallorten behindert, beleidigt und bedroht werden, dann zeigt mir das, wie wenig “Wert” die Symbole der humanitären Hilfe in der Gesellschaft noch haben und das IRC wird diese Entwicklung ebenfalls bemerken und gegensteuern wollen. Meine Unterstützung haben sie dafür.
Danke für deinen ausgiebigen Kommentar!
Ich bin da ziemlich zwiegespalten. Klar, auf der einen Seite MUSS man aus “Awareness”-Gründen darauf aufmerksam machen und entsprechenden Respekt einfordern. Warum allerdings eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Symbol darunter “zu leiden” hat erschliesst sich mir nicht.
Wenn in Kriegsgebieten (Kolumbien, ehem. Jugoslawien) diese Symbole missbraucht werden ist es in der Tat ein Verstoß gegen die Genfer Konvention. Ob man das auch in virtuelle Welten ausweiten muss, darüber kann man diskutieren. Ein rotes Kreuz bedeutet jedenfalls “Hilfe”
Und ja, Du hast leider Recht, wenn Du sagst, dass Rettungskräften nicht mehr respektiert werden. Ein traurige Fall war ja in der letzten Woche auf der A5 zu beobachten. Es sollte da empfindliche Strafen geben.
Das Rettungskräfte nicht mehr respektiert werden, hat sicher nichts mit der Symbolwirkung eines Roten Kreuzes zu tun, sondern mit der Möglichkeit, sich heutzutage schnell “5 Minuten Ruhm” zu sichern, sprich das Ego aufzupolieren” oder bestenfalls seine Sensationsgeilheit zu befriedigen. Es gibt halt auch Schattenseiten der neuen Medien.
Ich meine, wo zieht man denn da bitte die Grenze, wenn sowas auf virtuelle Welten ausgeweitet wird? Nehmen wir das Beispiel EVE: Zerstörst Du eine Citadel, begehst Du virtuell Massenmord an Zivilbevölkerung. Die Dinger sind ja bevölkert. Nach Genfer Konventionen auch eher Kriegsverbrechen. Von daher sollte man da doch die Kirche im Dorf lassen. Virtuell ist virtuell und fertig.
Das man den Gaffern, Rettungsgassenblockierern, etc das Handwerk legen muss, steht dabei außer Frage.
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