Eines Morgens wacht man auf und nichts ist mehr wie es mal war. Der Tag, an dem auf allen möglichen Kanälen die Meldung vom Verkauf von EVE Online an Pearl Abyss bekannt gegeben wurde, war für mich eigentlich ein Urlaubstag.
So ganz viel wollte ich über den angekündigten Verkauf von CCP nicht schreiben, weil diese Entwicklung für mich absehbar war und das Thema wie erwartet von zahlreichen Blogs und Websites aufgegriffen wurde. Weiter unten findet Ihr eine Liste mit den wichtigsten Stimmen und Berichten. Besonders den Blogpost von Nosy Gamer möchten wir Euch ans Herz legen. Gemeinsam haben Samsara Toldya und ich uns Gedanken gemacht, die nicht im AMA innerhalb des EVE Forums beantwortet wurden. Vielen Dank für die Zusammenarbeit schonmal an dieser Stelle.
Die Earn-Out Klausel und Mutaplasmide

Schauen wir uns zum Beispiel den Zeitpunkt an. Das letzte Addon von EVE hieß “Into the Abyss” – schon zu diesem Zeitpunkt im April 2018 war laut CCP Guard der “Deal” CCP intern bekannt. Es war also kein Zufall das der Käufer von CCP Pearl Abyss hieß obwohl angeblich auch andere Käufer/Interessenten im Spiel waren. Und sehr sicher war es wohl auch kein Zufall, das die Vorbereitungen für diesen Verkauf durch massives Verschlanken und Personalabbau fein für die Hochzeit gemacht wurde.
Wir alle sind eigentlich schon gewohnt, dass CCP Projekte erst wirklich Wirklichkeit sind, wenn man sich am heimischen Computer einloggen kann. Eine “Beta”-Version auf dem Fanfest heißt noch gar nichts. Doch welche Auswirkungen die neuen Spielinhalte wirklich haben können, kann man sich anschauen, wenn man die Mutaplasmid-Erweiterungen für Module ins Auge fasst. Zum ersten Mal bekommen wir eine Mechanik in EVE, die ein wenig nach Glücksspiel aussieht. Die Werte sind zwar durch die Anwendung auf Faction-Items und höherwertigere Mutaplasmide einigermaßen steuerbar, aber der Zufall ist dennoch beim Würfeln beteiligt.
Nur eine andere Form der Lootbox? Wie wäre es Mutaplasmids im Shop kaufen zu können?
Ein weiterer interessanter Punkt, der in der Diskussion um den Verkauf von CCP bisher immer gefehlt hat: CCP bekommt nicht einfach so 425 Mio $. überwiesen.
Im Interview mit Venturebeats sagt CEO Hilmar Veigar Petursson:
“Yes, the purchase price is $425 million. That’s a combination of an up-front payment and an earnout arrangement.” – Hilmar Petursson, CEO CCP
Die Kohle gibt es also teilweise sofort (up-front), den Rest nur dann, wenn CCP festgelegte Ziele innerhalb einer festgelegten Zeit erreicht (earn-out). Weitergedacht können das Login-Zahlen, aktive Subscriberzahlen oder aber, was am wahrscheinlichsten ist, der Unternehmensgewinn sein, der in den kommenden Monaten und Jahren nicht stagnieren sollte.
Im Absatz “Motivation” beschreibt es im Grunde sehr passend – der Investor reduziert sein Risiko und/oder beide Parteien haben unterschiedliche Auffassungen, wie es finanziell mit CCP weitergeht.
Kommt bald Pay 2 Win?
Natürlich hat CCP ein großes Interesse daran, den optionalen Teil der Kaufsumme auch zu erhalten – und wenn die Bedingungen an Umsatz oder Gewinn gekoppelt sind, dann

muss CCP vermutlich weitere Kosten sparen (personelle Konsequenzen) oder zusätzliche Einnahmen generieren. Das können auf der einen Seite geschlossene Entwicklungsstandorte bzw. outgesourcte Entwicklungsaufgaben sein, aber auch ein EVE Fanfest, dass im kommenden Jahr ausfällt und bei den Spieler vor Ort stattfindet. World of Darkness und Valkyrie sind schon verkauft, die Entwicklung von Gunjack bis auf weiteres (= für immer) eingestellt und leider lassen sich neue Subscriber für EVE Online nicht aus dem Hut zaubern. Sehr wahrscheinlich sind also Zusatzeinnahmen durch Microtransactions. Auch andere Spiele haben diese Konzept sehr erfolgreich mit Lootboxes oder Skins ausgebaut. CCP kann hier auf Know-How aus den eigenen Reihen zurückgreifen. Viele Verantwortliche der ersten Tage haben beispielsweise nach RIOT gewechselt, eine Firma, die mit League of Legends einen sehr erfolgreichen Mix aus Mikrotransaktionen, eSports und Free-to-Play fährt.
Dennoch, Microtransactionen können gefährlich werden. Je näher eine Deadline rückt und je weiter man noch vom Ziel entfernt ist, desto attraktiver wird diese Monetarisierungsmöglichkeit. Wie krass diese enden kann hat unlängst EA bewiesen, die versuchten die Entwicklungsinvestition von Battlefront II möglichst schnell wieder hereinzuholen und einen Shitstorm damit auslösten. Da muss Pearl Abyss gar keinen Einfluss auf CCP nehmen, daran hat CCP nun ein ureigenes Interesse.
Alternativ wird die P2W-Komponente
in das Mobile Game EVE:War of Ascension (Project Aurora) ausgelagert, das eigentlich noch in diesem Jahr starten sollte, von dem man bisher aber wenig hört. Halt, nein das ist nicht ganz richtig. EVE:War of Ascension ist bereits zu Testzwecken veröffentlicht worden und so einem ausgewählten Kreis an phillipinischen Spieler zugänglich. Bei MobileGames ist “P2W” deutlich akzeptierter und würde wohl weniger ins Gewicht schlagen, als beim guten alten Flagschiff EVE Online, das auf eine feste und engagierte Spielerschaft aus Veteranen setzt. Nur… wenn das Mobile Game nach kurzer Zeit mehr Geld abwirft als EVE Online, worauf wird sich CCP dann konzentrieren? Schon jetzt gibt es trotz wiederholter Statements gegen diese Argumente, einen spürbaren langsameren Support. Auch die ständigen Richtungswechsel und eingestampften Projekte, die angekündigt wurden, aber nie wirklich das Tageslicht erblicken sind auf Dauer besonders für EVE Veteranen eher zermürbend.
EVE forever?
Klar, schon aus reinem Marketing-Gründen wird CCP die Marke EVE Online am Leben erhalten. Sobald aber CCP mehrere funktionierende Einnahmequellen hat, sind sie auf die “Bittervets” nicht mehr angewiesen, die momentan einen Großteil der treuen EVE Spielerschaft ausmachen.

Aber wie wäre es wenn EVE einen Neustart bekommt? Die jetzigen Strukturen sind veraltet und eingefahren, das 0.0 besteht aus betonierten Machtblöcken. Besonders aus diesem Blickwinkel ist zumindest das MobileGame “EVE:War of Ascension” (Project Aurora) interessant, weil hier auch “alte” Spieler komplettes Neuland betreten werden und quasi neu anfangen müssen und etwas aufbauen können.
Was ist Eure Meinung zum Verkauf? Stirbt EVE jetzt? Seht Ihr auch eine P2Win Welle auf uns zukommen? Habt Ihr Euch schon nach Alternativen umgeschaut?
Vielen Dank an Co-Autorin Samsara Toldya für die umfassende Mithilfe und den Ideen, die in diesen Blogpost mit eingeflossen sind!
Zum Weiterlesen hier einige weitere Pressestimmen und Blogs zu diesem Thema :
Fly safe
Samsara Toldya & Jezaja]]>
Hi,
ich habe mir die letzten Tage darüber noch weitere Gedanken gemacht. Vor allem um ein Argument, welches ich oft gelesen habe: Pearl Abyss möchte ihre 425 Mio USD ja auch wieder verdienen.
Diese Aussage scheint aber von Leuten zu kommen, die wenig Ahnung von Finanzen haben.
Pearl Abyss hat 425 Mio USD für CCP Games ausgegeben, richtig. Dafür haben sie aber auch ein Unternehmen mit (hoffentlich) dem Wert von 425 Mio USD erhalten – sie sind also kein Stück ärmer. Sie hatten 425 Mio USD in Bar rumliegen.
Man kann das nun für 0,5 – 1,5 % Zinsen pro Jahr auf der Bank liegen lassen (2-6 Mio USD im Jahr) oder man investiert es und kauft ein Unternehmen, dass mehr Gewinn abwirft.
Vergleichbar sind Mietshausbesitzer. Ein Mietshaus braucht Jahrzehnte, bis es die Investitonskosten wieder eingespielt hat. Wenn man ein Haus für 1 Mio Euro baut, dort 10 Wohnungen hat und 1.000 € Miete verlangt, dann sind das 120.000 € pro Jahr vor Steuern, also realistisch mit Steuern und Nebenkosten so 50.000 € Einnahmen. Damit braucht man 20 Jahre, bis man die 1 Mio Euro erst mal wieder eingenommen hat.
Im Idealfall hat man ein Großteil der 1 Mio Euro aber übrig und steigert damit den Gewinn aus vorhandenem Kapital. Das Haus hat man ja auch nach 10 Jahren noch und bei etwas Pflege und guter Marktlage behält es seinen Wert von 1 Mio Euro auch. Ich könnte das Haus also nach 10 Jahren verkaufen und bekomme 1 Mio Euro – und habe in diesen 10 Jahren weitere 500.000 € Gewinn durch die Miete gemacht.
Eine sichere Verzinsung von 5 % ist derzeit vermutlich auch in Korea ein guter Wert – bei 425 Mio USD muss CCP Games also jedes Jahr einen Gewinn von knapp 20 Mio USD machen, in diesem Fall vor Steuern. Bei 40 Mio USD auf dem Konto scheint das nicht ganz unmöglich.
Und 5% sind auch recht viel. Die Deutsche Bahn liegt mit 1,7 % Gewinn in Relation zur Bilanzsumme – welche noch nicht dem Verkaufswert entspricht.
Ich denke alles ab 3 % dürfte für Pearl Abyss gut sein, da man sich von den Synergien auch einen nicht direkt finanziellen Gewinn verpricht.
Eve: War on Ascention kann man per Sideload bereits spielen ist hat jetzt auch schon Pay2Win Anteile bzw. einen Payshop der einen zumindest beschleunigt.
Ich fand das Spiel aber tatsächlich sehr zeitintensiv.
P.s. Viele Rechtschreib/Satzbaufehler du in diesem Artikel hast. Nicht gewohnt ich von dir das bin.
Nein, das hast Du falsch verstanden )oder ich jetzt?). Sie haben nicht “425 Mio in bar rumliegen”. Nur ein Teil wurde gezahlt, der Rest fällt in den sogenannten Earn-Out und muss erst noch erwirtschaftet werden.
Bei den Rechtschreibfehlern etc. gelobe ich Besserung!
Mittlerweile gibt es genauere Zahlen, Peal Abyss (PA) bezahlt $225m sofort, erfolgsabhängig könnten weitere $200m folgen. https://variety.com/2018/gaming/news/ccp-games-pearl-abyss-sale-eve-online-1202936322/
Ende 2016 war CCP nach den vorgelegten Unternehmenszahlen $271m wert, am 9. Dezember 2016 berichtete Bloomberg “aus gut informierten Kreisen”, dass für CCP ein Kaufangebot in Höhe von $900m vorliegen würden, die Anteilseigner von CCP aber noch darüber diskutieren würden.
Ob CCP als Rendite Investment geeignet ist? Verlust 2013 war $21,3m, Verlust 2014 war $65,7m und den $40m Cash stehen auch noch knapp $20m Darlehen gegenüber, die sie bis 2020 zurückzahlen müssen.
Was mich an der ganzen Sache verunsichert ist die Art und Weise der Kommunikation. Schwarzmalen möchte ich nicht, allerdings sehe ich auch keine wirklichen Synergien zwischen den beiden Firmen – abgesehen davon, dass man CCP nicht hätte verkaufen müssen, um zusammenzuarbeiten.
Wenn sich beide Firmen so einig sind und beide nur profitieren können, wie es die CEOs in den Interviews und CCP Falcon und CCP Guard im AMA Thread darstellen – warum dann kein fester Kaufpreis, sondern knapp 50% der Summe optional? Welches Interesse könnte PA denn haben, weitere $200m auszugeben?
Ich würde auch gerne in ein Autohaus gehen und sagen: “Den Neuwagen da drüben für 42.500 Euro kaufe ich für 22.500 Euro, weitere 20.000 Euro bezahle ich, wenn das Fahrzeug in den nächsten 3 Jahren die im Prospekt beworbenen Werte (Verbrauch, Beschleunigung, etc.) zu meiner Zufriedenheit erfüllt”.
Eine häufige Frage war, wie die Zusammenarbeit von CCP und PA geplant ist. Falcons Antwort sinngemäß: Es ist zu früh etwas dazu zu sagen, wir lernen uns erst mal kennen und schauen dann.
Das klingt nach einem Flirt, der zu einer Beziehung werden kann. Allerdings war die Übernahme mehr eine Zwangsehe und CCP hat in dieser Ehe nicht die Hosen an.
Die Frage nach Planungen zu Avatar-Gameplay, also einem Bereich in welchem PA Expertise hat und CCP profitieren könnte, wurde verneint. In dieser Richtung sei nichts geplant. Auch keine Pläne EVE Online im asiatischen, speziell koreanischen Raum stärker zu etablieren und hier von PA zu profitieren.
PA sei allerdings sehr an CCPs Expertise beim Thema “Player retention” interessiert. o_O
Player retention… diese Archillesferse von CCP, das Thema, welches sie seit Jahren nicht auf die Reihe bekommen, was seine eigenen Memes hat (Lernkurve, “Eve is dying”). Trotz F2P Ansatz, trotz runderneuerter NPE, trotz Drifter, Shattered Wormholes, Thera, Abyssal Deadspace, regelmäßiger Events sind die Login Zahlen weiterhin (leicht) rückläufig. Der kurze Boom bei Einführung von Alpha-Klonen hielt nicht lange an.
Und im Rahmen der Übernahme wurden seit langem wieder Subscriber-Zahlen genannt. Ca. 300.000. EVE Online war zwar nie ein Spiel für die Massen, aber ich erinnere mich noch an kommunizierte Zahlen im Bereich 500.000+.
Player retention ist in meinen Augen eher ein Verdienst von EVE University, RvB, Brave (und den nachfolgenden Karmafleet, Pandemic Horde), CVA, M4N uvm. als von CCP.
Wenigstens P2W sei laut CCP Falcon definitiv ausgeschlossen. Aber CCP Falcon sagte bei der Einführung von Skillinjectoren auch, dass es niemals Skillpunkte für $ geben würde – nur extrahierte SP. Und heute haben wir Alpha-Injektoren für $. Und weiterhin hat niemand die Absicht, eine Mauer zu errichten.
Ich kann schwer glauben, dass PA $225m auf den Tisch legt und es keinerlei konkrete Pläne gibt. PA ist ein börsennotiertes Unternehmen und seinen Anteilseignern Rechenschaft schuldig. Klar lassen sie CCP “freie Hand”, solange genügend Gewinn abspringt. Aber siehe die Zahlen der Vorjahre – so etwas kann auch schnell in Verluste kippen und spätestens dann muss PA im Interesse seiner Aktionäre Maßnahmen ergreifen. Und sei es ein (Weiter)Verkauf an EA, gegen den CCP dann kein Veto einlegen könnte. Bisher mussten sich die Anteilseigner einigen, jetzt liegt das alles in einer Hand. Halte ich durchaus für ein Risiko.
Beruhigender hätte ich es gefunden, wenn nun konkrete Pläne kommuniziert worden wären. Also z.B. ein BDO-Ableger im EVE-Universum. Mit den 4 Hauptfraktionen + Piratenfraktionen + “Aliens” und jeweils die Untergruppen wäre das für mich durchaus interessant.
Oder eben ein stärkerer Fokus im asiatischen Raum (exkl. China).
Oder oder oder.
Eben irgendwelche Pläne, den Verkauf nicht so hinstellen, als ob da jemand ganz uneigennütz $225m auf den Tisch legt, weil ihm die EVE Spieler am Herzen liegen und der Rest würde sich ergeben. Das kaufe ich einem Chribba ab, aber keinem börsennotierten Unternehmen.
Auch scheint mir CCP Seagulls Ausscheiden kurz nach dem Fanfest, an welchem der CEO von PA teilnahm, nun nicht mehr ganz so zufällig. Schwangerschaft und Babypause waren kein Grund zu gehen… und dann plötzlich Familie an erster Stelle. Keine Ahnung welche Kündigungsfristen die CCP Mitarbeiter haben, aber mich würde es nun nicht mehr wundern, wenn in ein paar Wochen ein paar bekannte Gesichter auf Twitter&Co ihren Abschied verkünden.
EVE Vegas wird interessant. Ich bin gespannt welche Grundstimmung dort herrschen wird.
Aber für mich gilt: Win-Win gibt es selten und dreistellige Millionenbeträge werden nicht ausgegeben ohne einen Profit zu erwarten.
Weitere Links zu meinen Zahlen oben:
Financial Statement 2016: http://marketsforisk.blogspot.com/2017/05/ccp-financial-statements-for-2016-review.html
Finanzielle Entwicklung CCP 2008-2015: http://marketsforisk.blogspot.com/p/ccp-financials-my-attempt.html
Bloomberg Meldung (nur lesbar mit kostenpflichtigem Account) https://www.bloomberg.com/news/articles/2016-12-09/eve-online-owners-said-to-weigh-game-maker-sale-after-approaches
“Player retention” http://eve-offline.net/?server=tranquility