Skills, ISK und Killmails. Was sind eigentlich die Metriken an denen sich unsere Charaktere messen lassen. In EVE bin ich mein eigener Held und begebe mich auf eine Reise. Mein Charakter wächst…
Vor ein paar Tagen habe ich in einem Gespräch eine Idee aufgeschnappt, die ich hier mal ein bisschen vertiefen möchte. Wie immer gilt bei dieser Art von Blogposts: Ihr seid willkommen mit meinen Gedanken zu wandern, oder ihr lasst es einfach bleiben und benutzt die Auswahl “Zum Weiterlesen” auf der rechten Seite.
In dem Gespräch ging es eigentlich gar nicht um EVE Online sondern über ein anderes MMORPG.
“Du kannst doch auf unserem Server spielen! Das Leveln geht ohnehin superschnell, wenn Du den EP-Bonus hast.” Diese Aussage hat mich ein bisschen nachdenklich gemacht. Ich habe das Ganze mit EVE verglichen und erschrocken festegestellt, dass wir in New Eden auch schon längst an diesem Punkt angekommen sind. Das ich an diesem Punkt angekommen bin – gegen all meine Überzeugungen.
Für mich war die Charakterentwicklung immer ein Teil der Reise. Damals, als es noch die Learning Skills gab, war sicher nicht alles besser als früher – aber langsamer. Man hatte genügend Zeit, um nicht nur seinen Charakter und dessen langsam wachsende Fähigkeiten kennenzulernen. Ganz nebenbei lernte man andere Spieler kennen und konnte ausprobieren, wie die verschiedenen Schiffsgrößen, Waffen und Utilities funktionierten.
Mit meinem Charakter habe ich Abenteuer erlebt, die glücklicherweise zum großen Teil in diesem Blog festgehalten sind. Ich habe Kriege und Roams erlebt und ab und zu habe ich meinen Charakter auch etwas umdekoriert. Aber alle meine Erinnerungen in EVE sind mit diesem einen Charakter verknüpft. Mit Jezaja. Mit ihm bin ich “groß geworden” und habe immerhin mehr als 10 Jahre meines Lebens verbracht.
Ein Gefühl von Fortschritt stellte sich ein, wenn man nicht nur genug Standing für die nächste höheren Missionen erflogen hatte, sondern auch in der nächst höheren Schiffsklasse Platz nehmen konnte. Ich möchte fast sagen, dass es eine emotionale Bindung zu diesem Char gibt. Ich rege mich unendlich auf, wenn ich (mal wieder) aus dem Pod geholt werde, oder ich im Local beleidigt werde: Ich! Ein Mayor General der Federation Navy!
Aber all das ist ehrlich gesagt nur für mich relevant. Klar, da draußen im gibt es Leute die mich um meine Meinung fragen und deren Respekt und Ansehen ich im Laufe der Jahre als Spieler erlangt habe. Für mich ist das alles über meinen Charakter verknüpft, viele Leute kennen mich einfach als ‘Jezaja’ und sprechen mich so im Teamspeak oder öffentlichen Events an. Mein Hauptcharakter ist mit mir gewachsen und ich mit ihm.
Heute ist das nicht mehr so. Mit kostenlosen Skillpunkten und Skillinjektoren, die wir mittlerweile hinterhergeworfen bekommen, ist diese Charakterprogression aufgebrochen. Viel zu schnell haben Spieler so Zugang zu einer Schiffsklasse, die für die Missionen die sie fliegen schon fast “overpowered” sind – die diese Missionen einfach nicht mehr interessant machen. Und viel zu beliebig sind die neuen Chars geworden, die mal eben aus der Taufe gehoben werden, weil das Ziel dorthin ja recht schnell erreicht ist. Ein Ganking-Char für einen lustigen Sonntagnachtmittag? Ein Farming-Char für den Faction Warfare? Einen Trader in Hek? Das alles lässt sich mittlerweile mit so wenig Aufwand bewerkstelligen, dass man sich schon fast Sorgen machen muss, wer hier eigentlich wen spielt. Spielen wir noch das Spiel? Oder ist New Eden mit seinen unzähligen Optionen mittlerweile ein Selbstläufer, in dem wir uns nur noch als Puppenspieler benötigt werden, um die große Simulation eines Universums aufrecht zu erhalten?
In dem Moment, in dem ich diesen Blogpost schreibe, habe ich in jedem der vier Handelshäfen einen Trading-Char sitzen. Mit Erschrecken stelle ich aber fest, dass ich spontan nur zwei Namen nennen kann. So fremd sind mir diese Charaktere, deren Buy- und Sellorder ich alle 14 Tage einmal anpasse und die ein nettes Nebeneinkommen erwirtschaften. Sie sind Werkzeuge, nicht mehr oder weniger. Mein einziges Interesse an diesen Chars ist die Menge an ISK die sie erwirtschaften, damit Jezaja genug ISK auf dem Konto hat, um die Abenteuer zu erleben, von denen ich in diesem Blog berichte.
Fly safe
Jezaja
Pingback: Die Qual der Wahl – keep the star
I know what you speak of.
But we have created this “problem” ourselves by trying to optimize ourselves.
The easiest way to “fix” this, is to just not do it. Don’t go the “most optimal way”. Just start walking towards the direction one wants to go and see what unforeseen turns the path might take.
Deoptimization.
Put the uncertain, the potential for surprise, and unexpected outcomes back in the bag.
This feeling may be why the “DIY” project of erstschlag is so popular among some people – I included.
Yes, the DIY project is really cool. Sadly I currently don’t have enough time to keep up with it.
Gerade deinen Blog entdeckt, du hast viele Interessante Themen, da will ich mal was zu beitragen 😀
> Viel zu schnell haben Spieler so Zugang zu einer Schiffsklasse, die für die Missionen die sie fliegen schon fast “overpowered” sind – die diese Missionen einfach nicht mehr interessant machen.
Als neuer Spieler muss ich sagen, dass ich die vielen Skillpunkte gerne mitnehme, gibt einfach noch genug für mich zum leveln. Das hat in meinen Augen aber nichts mit dem genannten Problem zu tun.
Es ist halt irgendwie deprimierend als Anfänger ein paar Isk mit Level 1 Missionen usw zu fliegen, während andere 50-500 Mio Isk / Stunde zusammenfarmen. Da denkt man sich schon mal, warum soll ich das überhaupt machen. Die Missionen werden nicht wirklich uninteressant, es ist eher so, dass man denkt, dass die eigene Zeit nicht wertgeschätzt wird.
Und auch als Anfänger würde ich gerne mehr Geld machen, weil ich dann einfach mehr austesten kann, ohne mich direkt darum kümmern zu müssen Bankrot zu gehen.
Zum eigenlichten Thema: Ich finde das Wissen, das man sich über EvE aneignet die eigentliche Progression im Spiel. Genauso das Herausfinden, wie genau man das Spiel spielen will. Zumindest macht mir das am meisten Spaß daran, und das ist ja auch Charakterübergreifend.
Danke für den Artikel 🙂